Retinale 2023

RETINALE am 18.3.2023 im Apothekertrakt des Schlosses  Schönbrunn

Die 5. Retinale fand am Samstag, 18. März 2023, im Apothekertrakt vom Schloss Schönbrunn unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Claudette Abela-Formanek, Univ.-Prof. Dr. Michael Georgopoulos und Univ.-Prof. Dr. Stefan Sacu statt. Die Retinale ist ein jährliches Treffen von Augenärzt*innen, aber auch von Pflegepersonal, Orthoptist*innen, Assistent*innen und der Industrie. Ziel dieser Fortbildungsveranstaltung ist es, neue und etablierte diagnostische, therapeutische und vitreoretinal-chirurgische Methoden bei der Behandlung von Netzhauterkrankungen vorzustellen.

Bei der RETINALE werden also alle an der Patientenbetreuung beteiligten Berufsgruppen zusammengeführt und dadurch eröffnen sich neue Perspektiven. Aufgrund der für uns wieder überwältigenden Teilnahme sahen wir, dass hier ein großer Bedarf nach einer gemeinsamen Plattform besteht, bei der aktuelle Themen vorgestellt und diskutiert werden können.

Die Vortragenden sind Expert*innen auf ihrem Gebiet und präsentierten ihre Themen auf eine sehr interaktive und engagierte Weise. Die Teilnehmer*innen hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen mit Kolleg*innen zu diskutieren und dabei ihre Kenntnisse zu erweitern.

Die Veranstaltung wurde von einem ausgezeichneten Catering-Service mit einer Vielzahl von leckeren Speisen und Getränken begleitet. Während der Pausen konnten sich die Teilnehmer*innen stärken, miteinander ins Gespräch kommen und die Industrie-Ausstellung besuchen, wo ein Einblick in neue innovative Entwicklungen im Bereich der Netzhautchirurgie und OCT-Technologie geboten wurde. Wir danken allen ausstellenden Firmen für die Unterstützung!

Insgesamt war die 5. RETINALE Fortbildungsveranstaltung ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass hochwertige Weiterbildung eine wichtige Rolle spielt.

Programm-Überblick

Die erste Sitzung wurde von allen Berufsgruppen besucht, wobei das Hauptthema das Makula-Imaging zur Diagnose und Therapieentscheidung war.

Univ.-Prof. Dr. Claus Zehetner (Leiter der Makula-Abteilung der Universitätsaugenklinik Innsbruck) sprach über die neuesten Entwicklungen in der Bildgebung und Diagnostik sowie über künftige Optionen für die Behandlung der geographischen Atrophie (GA). Er stellte die neue Nomenklatur für GA vor, die bald Teil unserer täglichen differentialdiagnostischen Unterscheidung sein wird. Pegcetacoplan (Syfovre; Apellis Pharmaceuticals) wurde kürzlich von der FDA für die Behandlung von GA zugelassen. Das Behandlungskonzept besteht darin, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen, um einen fortschreitenden Verlust des Pigmentepithels zu vermeiden. Diese neue Errungenschaft wird mit Sicherheit zu Kontroversen darüber führen, wann und bei welchen Patient*innen mit der Therapie begonnen werden soll, die monatlich oder alle zwei Monate verabreicht wird. Es wird erwartet, dass die Fläche des Pigmentepithel-Verlustes um 22% pro Jahr reduziert werden kann.

Univ.-Prof. Dr. Andreas Pollreisz (Leiter der Diabetesambulanz der Augenklinik Wien) hat beeindruckende Bilder der Pigmentepithelzelle präsentiert und zunächst einen Ausflug in die Pathophysiologie der Exsudativen Makulopathie dargestellt. Es folgte ein kompletter und informativer Überblick über alle Formen der exsudativen Makulopathien.

Den Abschluss dieser Session bildete der Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Katharina Krepler (Leiterin der Augenabteilung der Klinik Landstraße) zum Thema „Chirurgische Indikationen bei Makulopathie“. In einem ausführlichen Vortrag über die Indikation zur Operation bei verschiedenen Formen der Makulaerkrankungen stellte sie auch mehrere interessante Fälle vor. Alle Vorträge wurden intensiv mit dem Publikum diskutiert.

Nach einer Kaffeepause und regem Austausch mit Vertreter*innen der augenärztlichen Industrie wurde die zweite Sitzung in 2 Sälen fortgesetzt.

Die vortragenden Augenärzte widmeten sich der vitreo-retinalen Chirurgie. Univ.-Prof. Dr. Armin Wolf (Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm) eröffnete die Sitzung mit einem Vortrag über Glaskörpertrübungen. Er gab einen ausführlichen und kritischen Überblick über die Indikation von chirurgischen und Laser-Eingriffen.

Univ.-Prof. Dr. Anton Haas (Leiter der Makula-Ambulanz der Universitätsaugenklinik Graz) gab ein Update zur Endophthalmitis, deren Prophylaxe und Therapie, woraus sich eine Diskussion zwischen Prof. Sacu und Prof. Haas über den gleichzeitigen Einsatz von intravitrealem Kortison und Antibiotika und die Verwendung eines Lidspekulums bei Intravitrealen-Injektionen ergab.

Univ.-Prof. Dr. Christian Prünte (Chefarzt der Universitätsaugenklinik in Basel) präsentierte sehr eindrucksvolle Videos, die ILM und das Membran-Peeling bei stark myopen Augen zeigten. Er zeigte auch mehrere Beispiele für die Behandlung der Makuloschisis bei Augen mit großen Staphylomen. Prof. Prünte bevorzugt die Verwendung von Luft anstelle von Gas- oder Silikonöltamponade.

Die parallele Sitzung für das nicht-medizinische Personal, die bis zum letzten Sitzplatz belegt war, wurde von Priv.-Doz. Dr. Sandra Rezar-Dreindl und Priv.-Doz. Dr. Adrian Reumüller moderiert. Sie führten durch sechs Vorträge über OCT-Befunde der häufigsten Netzhauterkrankungen mit jeweils anschließenden interaktiven Fragen.

Nach einer Einführung in die OCT Untersuchung von Priv.-Doz. Dr. Sandra Rezar-Dreindl zeigte Priv.-Doz. Dr. Sophie Riedl OCT-Bilder der häufigsten Netzhauterkrankungen.
Anschließend präsentierte Priv.-Doz. Dr. Adrian Reumüller den nichtärztlichen Teilnehmer*innen ein typisches Operationsvideo der Katarakt-Operation und Priv.-Doz. Dr. Katharina Eibenberger erläuterte die Vitrektomie.

Vorträge zur Nachbetreuung in der Vorderabschnittschirurgie von Priv.-Doz. Dr. Adrian Reumüller sowie der Nachbetreuung nach Hinterabschnittschirurgie von Dr. Julia Mai bildeten den Abschluss der Vorträge dieser Session.

Das abschließende Quiz mit Online-Voting sorgte für eine ausgelassene Stimmung im Saal. Mit der Preisverleihung für die ersten 3 Gewinner des Quiz durch das Organisationsteam wurde diese Session beendet.

Das Mittagessen in der sonnendurchfluteten dreieckigen Aula bot die Möglichkeit eines fröhlichen und angeregten Austausches zwischen allen Teilnehmergruppen.

Nach der Mittagspause folgte ein Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Gregor Reiter, der über die Perspektiven des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz bei der Vorhersage des Krankheitsverlaufs bei Geographischer Atrophie referierte.

Univ.-Prof. Dr. Markus Ritter (Leiter der Ambulanz für erbliche Netzhauterkrankungen) präsentierte die Ergebnisse nach der subretinalen Injektion von Luxturna bei drei Fällen an der Augenklinik im AKH, wobei die jungen Patient*innen eine Verbesserung der Lichtwahrnehmung hatten. Außerdem gab er einen Überblick über die neue Gentherapie, die für die seltene X-chromosomale Retinopathie in der Entwicklung ist.

Nach einer weiteren Kaffeepause bildeten wieder Fallpräsentationen mit OP-Videos den Abschluss der wissenschaftlichen Sitzungen. Diese „Chirurgischen interaktiven Kurzvideos“ wurden vom Organisationsteam präsentiert.

Univ.-Prof. Dr. Stefan Sacu (Leiter der Ambulanz für Diagnostik und Therapie von Makulaerkrankungen) erläuterte das Management der verschiedenen Stadien der submakulären Blutung und der Endophthalmitis. Es folgte eine lebhafte Diskussion mit allen Referent*innen und den Teilnehmer*innen.

Univ.-Prof. Dr. Claudette Abela-Formanek (Leiterin der Spezialambulanz für Katarakt-Chirurgie) präsentierte die Ergebnisse des postoperativen CME nach sekundärer IOL-Implantation. Das Irvine-Gass-Syndrom tritt eher bei Augen auf, die zuvor wegen Netzhautablösung, epiretinaler Membran oder nach einem Trauma operiert wurden. Sie zeigte auch einen schwierigen Fall von Netzhautablösung mit einem riesigen Netzhautriss nach einem penetrierenden Trauma mit der abschließenden Rehabilitation des Auges mit der Kataraktoperation und Iridoplastik. Schließlich gelingt die Wiederbefestigung eines dislozierten Iris-Linsen-Komplexes mit 6,0 Prolene in der Canabrava-Technik.

Zu guter Letzt präsentierte Univ.-Prof. Dr. Michael Georgopoulos (Leiter der Vitreoretinalen Chirurgie) einen beeindruckenden Fall von Netzhautablösung an beiden Augen bei einem 5 Jahre alten Kind mit Stickler-Krankheit. Eine zweite Vitrektomie mit Entfernung einer dicken proliferativen Netzhautmembran zeigte 1 Jahr postoperativ gute Ergebnisse. Alle Fälle wurden aktiv diskutiert.

Bei der die 5. Retinale begleitenden Industrieausstellung waren die Vertreter der ophthalmologischen Pharmaprodukte sehr gut vertreten. Einige flogen sogar extra nach Wien, um für den Kongress zur Verfügung zu stehen. Die folgenden Unternehmen haben diese Veranstaltung großzügig gesponsert: André Augen als Hauptsponsor, sowie die Firmen AbbVie, Alcon, Appellis, Bausch & Lomb, D.O.R.C., Hoya, Johnson & Johnson, Mediconsult, Novartis, Roche und Zeiss.

Wir freuen uns, Ihnen einen Programmüberblick und die Bildergalerie der 5. RETINALE hier zu präsentieren und bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen für das durchwegs überaus positive Feedback.

Die nächste Retinale findet am Samstag, den 24. Februar 2024 statt.